Die Sauer-Orgel Opus 915 wird künftig in der Stadtkirche Gronau erklingen

Sauerorgel

Eine neue Heimat für die „Orgel des Jahres 2019“

Eigentlich klingt alles ganz einfach: In einer entwidmeten Kirche schimmelt eine prächtige Orgel vor sich hin – in einer anderen Gemeinde fehlt ein gutes Instrument. Die Landeskirche weiß um beide Nöte und kümmert sich. Doch ganz ohne Schwierigkeiten lief er nicht, der Umzug der „Orgel des Jahres 2019“ von der Evangelischen Kirche in Dortmund-Dorstfeld in die Stadtkirche im mehr als 100 Kilometer entfernten Gronau im westlichen Münsterland.

„Es gab sehr viele und hohe Denkmalschutz-Auflagen zu erfüllen“, sagt Dr. Tamás Szőcs, der Kantor der Gronauer Gemeinde. Die Orgel nämlich wurde nicht von irgendwem geschaffen, sondern von Wilhelm Sauer (1831 – 1916). Aus der Werkstatt dieses berühmten Orgelbauers in Frankfurt an der Oder stammen zum Beispiel auch die Instrumente im Berliner Dom und der Himmelfahrtskirche in Jerusalem.

Die Dortmunder Orgel erbaute Sauer im Jahr 1904 als Opus 915, sie gilt als die bedeutendste spätromantische Orgel ihrer Größe im Westen Deutschlands und ist – bis auf 1917 in Zink ersetzte Prospektpfeifen - vollständig original erhalten. Eine „einzigartige historische Klangsubstanz“ bescheinigte ihr der zuständige Sachverständige noch 2016.

Bei alldem ist die Sauer-Orgel kein Fliegengewicht: 13 Tonnen mussten abgebaut und abtransportiert werden, als sie schließlich im vergangenen Jahr aus Dortmund in die Werkstatt nach Sieversdorf bei Frankfurt/Oder verbracht wurde. Die Empore der Stadtkirche Gronau wird erweitert und verstärkt werden müssen, um das neue Orgel-Schwergewicht tragen zu können.

Auch die Finanzierung von Umsetzung und Sanierung des Instruments erforderte einige Arbeit. Zehn Jahre lang, sagt Tamás Szőcs, hat er für die Sauer-Orgel um Spenden geworben und Benefizaktionen durchgeführt. Um dies so professionell und ertragreich wie möglich zu machen, hat der Kantor sogar eine Ausbildung zum Fundraiser absolviert.

Mit Gemeinde und Förderverein verkauft er speziellen rheinhessischen „Orgelwein“ („während meines Studiums habe ich auf dem Weingut bei Mainz gewohnt“) und - in einer eigens angefertigten, einer Truhenorgel nachempfundenen Schachtel: „Klangpralinen“.

So heißt gleichzeitig auch eine Konzertreihe, deren Erlöse ebenfalls der Sauer-Orgel zugute kamen. „Das Geheimnis ist aber der persönliche Kontakt“, weiß Tamás Szőcs. Von Kleinst- bis Großspender erhalten alle Förderer einen Dankbrief, zu vielen Spendern pflegt der Kantor auch den persönlichen Kontakt. „Das Schönste ist, dass unser Projekt von so vielen Menschen mitgetragen wird“, sagt er. 160 Mitstreiterinnen und Mitstreiter engagieren sich im Förderverein, rund 1300 Menschen haben für die Sauer-Orgel gespendet.

Auch prominente Förderer sind dabei, zum Beispiel der Sänger Udo Lindenberg, der in der Gronauer Stadtkirche getauft wurde. Die Stiftung Orgelklang beteiligt sich mit 5.000 Euro; „insgesamt haben wir inzwischen rund 650.000 Euro zusammen“.

Die werden nötig sein: Neun Schritte umfasst die Sanierung. Nach der Demontage müssen das gesamte Instrument und insbesondere die Windladen gereinigt und von Schimmel befreit werden, Leder- und Dämmstoffe sind zu erneuern, Ventile müssen kontrolliert, Risse geschlossen und Dichtungen repariert werden.

Dass alles auf einem guten Weg ist, davon hat Tamás Szőcs sich schon überzeugt: Erst kürzlich hat er in der Orgelwerkstatt ein fünfwöchiges Praktikum absolviert und die Arbeiten an der Sauer-Orgel begleitet. Im Sommer 2020, meint er, könnte das Instrument in einem ersten Konzert erklingen. Die bisherige Orgel – „ein Kunststoffbau aus den sechziger Jahren“ – ist längst gewichen. Darauf zu spielen hat dem Kantor wenig Freude bereitet. Umso mehr freut er sich darauf, die Register der historischen Sauer-Orgel in der Stadtkirche zu ziehen.

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