Historisches Rathaus im „Kleinen Venedig“


Bürgermeister Rainer Doetkotte begrüßte den Entwurf als Wertschätzung für die Stadt und ihre jüngste Geschichte. Stadtbaurat Ralf Groß-Holtick wertete das Gebäude-Ensemble am Ufer der Dinkel gar als Wiederbelebung des „Klein Venedig“. Christine Sibbing, Architektin M.A., und Mitarbeiterin im städtischen Fachdienst 461 präsentierte diesen Vorentwurf für ein neues, „altes“ Rathaus“ gleich zu Beginn der Ratssitzung.

„Gronaus neue historische Mitte“ wie Bürgermeister Doetkotte es ausdrückte, bindet die Relikte der Zeit vor 1945 ganz bewusst – und wie Christine Sibbing veranschaulichte, auch gekonnt harmonisch ein. Mit der Einbeziehung der historischen Wurzeln, sprich dem denkmalgeschützten Rathausturm und dem historischen Meldeamt-Portal, zeigte Christine Sibbing mit ihrem Entwurf zudem ein Gebäude-Ensemble, in dem Stadtarchiv, Drilandmuseum und Heimatverein räumlich mit dem „Technischen Rathaus“ zusammengelegt werden. Übrigens: Gerade das in den Neubau integrierte Meldeportal ist für Christine Sibbing praktisch wie symbolisch ein wichtiges „Tor zur Stadtgeschichte.“

Das dem historischen Vorbild nachempfundene Hauptgebäude soll am Standort des Alten Rathauses neu errichtet werden, stilistisch mit vielen historischen Anklängen. Daneben entsteht ein moderner Neubau. Er nimmt gestalterische Elemente der historischen Vorgänger und benachbarter Gebäudeteile auf: horizontale Profilierungen, stehende Fensterformate, einheitliche Materialien. Der rote Ziegel des Rathausturms findet überall Verwendung. Christine Sibbing betont, dass das asymmetrisch geneigte Dach des Neubaus nicht nur alte Formen neu aufnimmt, sondern auch so etwas wie eine Verneigung vor dem Alten Rathausturm versinnbildlicht.

Das gesamte Gebäude soll öffentlich zugänglich und barrierefrei geplant werden. Der Haupteingang liegt in dem historisch wiederaufzubauenden Gebäudeteil, ca, 1,75 m über dem Straßenniveau und muss mit einer Rampenanlage und einem Plattformaufzug barrierefrei zugänglich gemacht werden“, erläutert Architektin Sibbing zu ihrem Objekt, „Durch das erhöhte Erdgeschoss bietet sich, wie im historischen Vorbild auch eine Unterkellerung an, Der übrige Gebäudekomplex wird nicht unterkellert. Die barrierefreie Erschließung der Geschosse erfolgt über Aufzuganlagen.“

Verbunden sind die Teile des Rathaus-Ensembles an der Bahnhofstasse mit Durchgängen bis hin zur Dinkel und zur Kircheninsel. Innengastronomie auf 300 Quadratmetern aber auch eine Außengastronomie bis hin zur Dinkel sieht der Entwurf ebenfalls vor. „Klein-Vendig“ eben - mit der Einladung, es sich zwischen historischem Rathaus und Dinkelufer gut gehen zu lassen.

Politische Grundlage für die Planung ist der Auftrag des Rates, an der Stelle am Theodor-Heus-Platz das ‚Technische Rathaus‘ zu errichten. Allerdings werden hier nicht nur der Stadtbaurat und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bau- und Planungsverwaltung sitzen. Im alten, neuen Rathaus könnte auch geheiratet werden. Jedenfalls ist daran gedacht, dass die Bürgerinnen und Bürger Gronaus an der Bahnhofstasse ein Standesamt und im historischen Ambiente des „Rathausturms“ auch ein Trauzimmer vorfinden. Dem Entwurf zufolge stehen dem Standesamt 180 Quadratmeter, der Bauverwaltung 140, der Stadtplanung 180, der Bauordnung 180 und dem Gebäudemanagement 250 Quadratmeter zur Verfügung. Das Stadtarchiv ist mit 400, das Drilandmuseum mit 370 und der Platz für den Heimatverein mit 60 Quadratmetern geplant. Wenn darüber hinaus Zeugnisse lebendiger Stadtgeschichte präsent sein sollen, so Stadtbaurat Ralf Groß-Holtick, dann gibt es in vielen multifunktional nutzbaren Räumen dafür weitere Ausstellungsflächen.

„Gronau erhält seine historische Mitte zurück“, sagte auch Christine Sibbing. Doch vor dieser Tugend verlangen die weiteren Schritte viel Schweiß, machen die abschließenden Überlegungen in Sibbings Entwurf deutlich. Notwendig wird eine Änderung des Bebauungsplans Nr. 24 „Mühlenmathe“, notwendig auch die Abklärung von Fördermöglichkeiten. Überdies sind politische Grundsatzbeschlüsse in den Ausschüssen für „Schule und Kultur“, „Planen, Bauen, Denkmalschutz“ sowie danach im Rat unabdingbar. Ein Beschluss des Rates könnte bereits im nächsten Monat fallen. Jedenfalls soll es schon in der nächsten Woche Gespräche mit Vertretern der betroffenen Vereine und der Gastronomie geben.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Präsentation des Vorentwurfs.