Gemeinsam gegen Diskriminierung und Rassismus


Diskriminierung und Rassismus sind alltäglich und gefährlich – hieran ließen der Gronauer Integrationsbeauftragte Ahmet Sezer genauso wie Bürgermeister Rainer Doetkotte in Ihren Grußworten keinen Zweifel. Sie führten zahlreiche Beispiele dafür an, wie menschenverachtende Hetze und rechte Netzwerke zu tragischen Ereignissen, wie denen von Hanau oder Halle, beitragen. Gleichzeitig aber betonten sie auch die kulturelle Vielfalt im Kreis Borken, wo Menschen aus über 140 Nationen zusammenleben. Das Zusammenleben sei zugleich Herausforderung und Chance. Wichtig sei es, miteinander ins Gespräch zu kommen und einander zu verstehen.

Der Moderator der Veranstaltung, Anno Kluß von context – Interkulturelle Kommunikation und Bildung in Köln, forderte dazu auf, sich mit der eigenen Rolle in der Gesellschaft auseinanderzusetzen und zu hinterfragen, an welcher Stelle es Privilegien gebe oder Benachteiligung und welche Benachteiligungen bzw. Handlungsmöglichkeiten daraus entstünden.

Der Hauptreferent der Veranstaltung, Sami Omar, der u.a. im Bereich der antirassistischen Prozessbegleitung arbeitet, forderte, in allen Diskriminierungsformen auf die zu schauen, die Diskriminierungen dulden, reproduzieren und Rahmenbedingungen schaffen. Hierbei gehe es weniger um Schuld als um Verantwortung. Um dies zu erkennen sei es nötig, sich selbst zu sehen und zu fragen, inwieweit es möglich sei trotz Machtgefälle (z.B. zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen oder zwischen Lernenden und Lehrenden) Diskriminierungen zu thematisieren.

Sami Omar betonte, dass wenn Institutionen ihr Versprechen auf Gleichbehandlung nicht einlösten, würde das Vertrauen in die Strukturen enttäuscht. Es sei bequem, auf die Opfer zu sehen statt auf sich selbst und die eigene Verantwortung. Rassismus sei seit Jahrhunderten in den Denk- und Handlungsmustern der Menschen verankert. Dies zu erkennen und sich mit den Mechanismen von Rassismus auseinanderzusetzen, sei für Veränderungen notwendig. Auch sei es wichtig, bei Konflikten immer die Hierarchien in den Blick zu nehmen. Bei Konflikten zähle zudem nicht die Absicht einer Botschaft, sondern es sei wichtig zu fragen, wie etwas bei einer betroffenen Person ankomme und das Bewusstsein dafür zu entwickeln, woher Verletzungen kommen. Dies wurde am Beispiel des N*-Wortes diskutiert, wozu er sich klar positionierte. Zwar würde häufig auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes verwiesen, dieses habe aber seine Bedeutung innerhalb der Gesellschaft verändert. Heute werde es von bestimmten Gruppen bewusst und provokativ menschenverachtend verwendet. Aus der Auseinandersetzung mit diesem Wort ergebe sich also „Ich weiß um das Verletzungspotenzial des Wortes, deswegen vermeide ich es grundsätzlich“.

Workshops

Im zweiten Teil der Veranstaltung nach einer Mittagspause haben zwei Workshops stattgefunden. Hier lebten die aufgekommenen Diskussionen aus dem Vormittagsprogramm auf und Migrantenselbstorganisationen (MSO) sowie die hauptamtlichen Mitglieder des Interkulturellen Netzwerks Westmünsterland tauschten sich über Erfahrungen, Rollen und Handlungsmöglichkeiten von MSO im Umgang mit Diskriminierung und Rassismus aus. Hierbei wurden verschiedenste Bedarfe sowie Handlungsansätze deutlich.

In ihren Schlussworten stellten Ivlin Oshana-Tchiri, Integrationsagentur der Caritas Borken, sowie Sarah Kattenbeck, Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit beim Roten Kreuz im Kreis Borken, daher heraus, dass die Veranstaltung als ein Auftakt zu verstehen sei. An die Ergebnisse der Veranstaltung solle mit verschiedenen Ansätzen angeknüpft und ein breiter Dialog gestartet werden.

Die Veranstaltung wurde vom Arbeitskreis für Antidiskriminierungsarbeit im Kreis Borken im Interkulturellen Netzwerk Westmünsterland organisiert und vom MKFFI (Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW) sowie mit KOMM AN-Mitteln gefördert. Eingeladen waren die Migrantenselbstorganisationen (MSO) sowie weitere interessierte Gruppen. Für das leibliche wohl sorgte Kurdisch Ezidische Gemeinde Gronau und Gronauer Band Fanatolia übernahm die musikalische Begleitung der Veranstaltung.