Missio-Truck war in Gronau unterwegs


Alle anderthalb Jahre legt sich der Deutsche im Schnitt ein neues Smartphone zu und zahlt für das Gerät bei Abschluss eines Vertrags den berühmten 1 Euro. Das Smartphone ist in unserem Land ein Wegwerfartikel. Bezahlt wird anderswo. Ohne Kobalt funktioniert kein Handy und kein Land der Welt hat mehr Kobalt als der Kongo. Die ehemalige belgische Kolonie wurde nicht nur zu Kolonialzeiten ausgeplündert, sondern zahlt bis heute mit Menschenleben für westlichen Wohlstand. Denn die Bedingungen, unter denen Kobalt abgebaut wird, sind menschenverachtend. Im Missio-Truck der Aktion Schutzengel war hautnah zu erleben, was Afrikaner*innen zur Flucht bewegt. Der tagtägliche Kampf ums Überleben war in der Ausstellung zum Greifen nahe.

Vor dem Rundgang wählten die Besucher*innen die Biografie eines flüchtenden Menschen.  Mit einer Postkarte mit QR-Code ging es in den Online-Rundgang. Im Rundgang selbst erlebten die Besucher*innen mit der beispielhaften Biografie die Geschichte und das Schicksal einer Person. Die Rundgänge wurden durch pädagogische Referent*innen begleitet. Diese erläuterten auch die weiteren Inhalte der Ausstellung.

Das Driland Kolleg Gronau hat den zweitätigen Stopp des Trucks auf dem eigenen Schulhof genutzt, um vielen Klassen einen Zugang zu „Flucht und Vertreibung“ zu ermöglichen. Auch Bürgermeister Rainer Doetkotte und die Erste Beigeordnete Sandra Cichon haben die Ausstellung besucht. Unterstützt wurde das ganze zudem vom Integrationsbeauftragten Ahmet Sezer.

Parallel zu Vorträgen des Afrikanisten Serge Palasie, der für das Eine-Welt-Netzwerk NRW arbeitet und einer Ausstellung des deutschen Volksbundes mit dem Thema „Gewaltmigration im 20. Jahrhundert“, fanden auch Afrika-Workshops statt. Serge Palasie schlug in seinen Vorträgen die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart um zu erklären, wie die koloniale Ausbeutung und der Sklavenhandel weltweit eine Struktur der Abhängigkeit schuf. Bei den von Dr. Christian Ndala geleiteten Workshops lag der Nachdruck auf Ideen, die Ausbeutungsstrukturen zu überwinden.

Begleitet wurden die Workshops von einer konkreten Alt-Handy-Sammelaktion. Indem alte Handys recycelt werden, wird verhindert, dass neues Kobalt abgebaut werden muss.