Energiekrise: Tochtergesellschaften und Verwaltung stellen sich den Herausforderungen


„Das Thema Energieeinsparen beschäftigt die Verwaltung der Stadt Gronau nicht erst seit der jetzigen Krise, sondern wird seit vielen Jahren strategisch in den unterschiedlichen Bereichen von Verwaltung und Tochtergesellschaften bearbeitet.“ bestätigt Bürgermeister Rainer Doetkotte. 

Hinzu kommt, dass auch der Kostendruck durch gestiegene Energiepreise für Strom und Gas vor der Stadt keinen Halt macht. So steht das Geld für andere notwendige Dinge nicht zur Verfügung.

Während zum Beispiel das Absenken der Raumtemperatur wie eine einfache und schnell umzusetzende Maßnahme aussieht, steckt hier die Tücke im Regelwerk: Derzeitig sind Raumtemperaturen im Rahmen des Arbeitsschutzes und Gesundheitsschutzes zum Beispiel für Schüler:innen, Kita-Kinder und Beschäftigte vorgeschrieben, die die Stadt nicht einfach verändern kann. Daher wird auf eine Vorgabe durch EU – wie aktuell in der Diskussion –, Bund und Länder gehofft, die diese einfache Maßnahme dann ermöglicht.

Auch mehr Homeoffice und das Zusammenrücken in den Büros um einzelne Räume im Herbst/Winter nicht (vollständig) heizen zu müssen, hört sich nach einem interessanten Vorschlag an, widerspricht aber den Gedanken der Corona-Schutzvorschriften. 

Durch das verabschiedete Klimaschutzkonzept sind viele Maßnahmen auf den Weg gebracht (siehe unten). Schnell in Umsetzung wurde beispielsweise das kommunale Förderprogramm PV und Stecker PV gebracht, das schnell überzeichnet war.  Weiter wird an der Schlussfassung des Mobilitätskonzeptes gearbeitet. Auch hier soll durch den Wechsel vom PKW auf das Fahrrad und zahlreiche weitere Bausteine die energiepolitische Wende unterstützt werden.

Maßnahmen

Beispielhaft wird im Folgenden auf bereits begonnene wie auch in Bearbeitung befindliche Maßnahmen verwiesen:

  • Effizientere Beleuchtung: Die turnusmäßige Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen durch die Stadtwerke hat zwischen 2015 und 2020 über 204 Tonnen CO2 eingespart. Die Stadt Gronau modernisiert seit Jahren die Beleuchtung der eigenen Liegenschaften und konnte so ebenfalls in großem Umfang Energie und CO2-Emissionen einsparen. Maßnahmen dieser Art werden fortlaufend durchgeführt.
    Ob weitergehende Maßnahmen wie zum Beispiel das temporäre Abschalten zu bestimmten Zeiten der Straßenbeleuchtung ins Auge gefasst werden kann, hängt auch von versicherungsrechtlichen Fragen ab: Die Straßenbeleuchtung dient der Verkehrssicherung und kann daher nicht einfach abgeschaltet werden.  Bei Objektbeleuchtung wird die Beleuchtungsdauer überprüft und reduziert. 
  • Energetische Sanierungen der städtischen Liegenschaften: In den vergangenen Jahren hat die Stadt besonders im Schulbereich zahlreiche energietechnische Maßnahmen durchgeführt. Der in Auftrag gegebene Energiebericht für die städtischen Liegenschaften stellt jedoch auch fest, dass weiterer Handlungsbedarf besteht.
  • Stromeinsparmaßnahmen der Stadtwerke: Die Stadtwerke haben mit dem Aufbau und Betrieb eines eigenen Energie-Management-Systems und der Einführung eines Energiemanagementbeauftragten einen wichtigen Schritt getan, um ihre Energienutzung kontinuierlich zu verbessern. Darüber hinaus sparen technische Optimierungen im Abwasserwerk bereits 153,5 MWh Energie pro Jahr. 
  • Im Rahmen der Förderung von Corona-Lüftungsanlagen wird aktuell für 11 städtische Liegenschaften die ordnungsgemäße Be- und Entlüftung sichergestellt. Rund 7 Millionen Euro werden voraussichtlich hierfür benötigt, die mit rund 5 Millionen Euro durch den Bund mitfinanziert werden. Trotz der dadurch bedingt steigenden Stromverbräuche geht die Verwaltung energetisch von einem Gewinn aus: die Anlagen werden mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgestattet, so dass dem erhöhten Stromverbrauch ein deutlich gesenkter Gasverbrauch gegenüberstehen wird. Aktuell wird die Umsetzung der Maßnahmen durch die Lieferschwierigkeiten behindert und verzögert. 
  • Investitionen in nachhaltigere Wärmeerzeugung und Kraft-Wärme-Kopplung: Die Stadtwerke betreiben drei Blockheizkraftwerke (BHKW), unter anderem zur Versorgung des Freibads und der Feuerwehr, sowie vier Nahwärmenetze, ebenfalls mit BHKW. So werden circa 240 Tonnen CO2 pro Jahr gespart. Die Zentralen Bau- und Umweltdienste (ZBU) heizen mit Hackschnitzeln aus eigenen Schnittabfällen. Zur Versorgung des Neubaus der Euregio-Schule sowie weiterer Liegenschaften wurde eine Nahwärmeinsel geschaffen. 


Geplante Maßnahmen

„Mit dem Klimaschutzkonzept wurden einige strategische Maßnahmen zur Einsparung von Energie in städtischen Einrichtungen und zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen geplant.“ – so die Klimaschutzmanagerin Carolin Wicke.  Hierzu gehören insbesondere die folgenden Maßnahmen:

  • E-2: Einführung und Umsetzung von Energiesparmodellen an Schulen und Kitas
  • E-5: Entflechtungskonzept Gewässer 9000, 9500 u. 2300
  • StG-1: Ausweitung der Solarenergienutzung und Dachbegrünung auf städtischen Dächern
  • StG-3: Einführung einer Energieleitlinie für die städtischen Liegenschaften
  • StG-4: Einführung eines kommunalen Energiemanagements
  • StG-7: Nachhaltigkeit in Beschaffung und Entsorgung

Hier erhalten Sie weitere Informationen zu den Maßnahmen.

Und aktuell prüft die Verwaltung bei allen Neubauvorhaben/Sanierungsvorhaben alternative Wärmeversorgungskonzepte. „Neben Wärmepumpen zum Beispiel für das Historische Rathaus wird auch über Hackschnitzelheizanlagen in neuen Schulen und im Rahmen der Sanierung der Realschule nicht nur nachgedacht.“  bestätigte Andrea Winkler, Fachdienstleiterin Gebäudemanagement. Erste Projekte werden zur Beschlussfassung für die Politik vorbereitet.

Stadtbau Ralf Groß-Holtick: „Über den eigenen Forstbetrieb und Material der ZBU könnte so auch langfristig preiswert der Materialeinkauf sichergestellt und die Abhängigkeit vom Gas/Öl-/Kohlepreis verhindert werden.“

Die aus Sicht der Verwaltung größte Energieeinsparmaßnahme wird in wenigen Wochen Realität: Das Denkmal Rathaus wird endgültig aus der Nutzung genommen und so der größte kommunale Energievernichter abgestellt. Es wird nur noch eine sehr eingeschränkte Bewirtschaftung (Frostschutz) erforderlich sein. Thomas Brink: „In voller Nutzung verursachte das Gebäude so hohe Energiekosten wie alle 9 Grundschulen zusammen.“

Nach der Sanierung geht die Verwaltung durch moderne Konzepte mit entsprechender Dämmung des Gebäudes und neuer Anlagentechnik von einem deutlich reduzierten und dann auch vertretbaren Energieverbrauch für dieses Gebäude aus.

Und auch in Gesprächen mit weiteren Tochtergesellschaften – wie beispielsweise Frau Vater von der Wirtschaftsförderung – stehen immer öfter die Themen der energetischen Sanierung auf der Tagesordnung.

„Das Thema wird eine Daueraufgabe bleiben“ so Bürgermeister Rainer Doetkotte abschließend.